Kosmetische Alkohole im Überblick
Alkohol in Kosmetik – schädlich oder nicht?
Schadet Alkohol der Haut? Oder sind Cremes mit Alkohol unbedenklich? Kaum ein Inhaltsstoff ist so umstritten wie Alkohol. Das Wichtigste: Alkohol ist nicht gleich Alkohol. Hier erfahren Sie, wie Sie ‘guten’ und ‘schlechten’ Alkohol ganz einfach erkennen können und ob Kosmetik mit reinem Alkohol Ihrer Haut schadet.
Robby Beyer
September 2024
Inhaltverzeichnis
Was ist Alkohol eigentlich?
So erkennen Sie guten und schlechten Alkohol
Was macht ’schlechter‘ Alkohol mit der Haut?
Hautalterung durch Alkohol und freie Radikale
Ab welcher Konzentration ist Alkohol schädlich?
Achtung: Alkohol in Sonnencremes
Warum wird schlechter Alkohol in Cremes benutzt?
Alkohol ist leicht und mattierend
Alkohol als Lösungs- und Konservierungsmittel
Alkohol verbessert die Aufnahmefähigkeit der Haut
Bio-Alkohol für Naturkosmetik
Verträgliche Alternative zu Alkohol: die Diole
Fettalkohol: der ‚gute‘ Alkohol in Kosmetik
Fazit
Was ist Alkohol eigentlich?
Wenn von
dem
Alkohol die Rede ist, meint man meistens
Ethanol
, also
Weingeist
(Ethylalkohol). Diesen Alkohol kennen wir aus alkoholischen Getränken. Er kann reizend wirken. Daher ist er für verträgliche Hautpflegeprodukte nicht zu empfehlen. Bei den Inhaltsstoffen verbirgt er sich hinter den Begriffen
Alcohol, Alcohol Denat.
,
SD Alcohol
oder
Ethanol
.
Allgemein gilt allerdings:
Es gibt nicht
den
Alkohol
. Aus chemischer Sicht sind Alkohole eine sehr umfangreiche Klasse organischer Verbindungen. Deshalb findet man das Wort
‘Alcohol’
bei den Inhaltsstoffen in vielen Kombinationen. Nicht alle dieser Alkohole sind schädlich.
Kosmetische Alkohole lassen sich ganz grob in
zwei Gruppen
unterteilen: ‚
Gute‘ Alkohole
pflegen die Haut und wirken rückfettend. Dies sind meistens Fettalkohole. ‚
Schlechte‘ Alkohole
trocknen die Haut aus, schädigen unsere Zellen und sorgen für vorzeitige Hautalterung. Das Ethanol gehört zu dieser Gruppe.
So erkennen Sie guten und schlechten Alkohol
Welche Alkohole gibt es in Kosmetik? Mit dieser Liste können Sie ’schlechten‘ Alkohol in Kosmetik ganz einfach erkennen:
Gute Alkohole:
Cetyl Alcohol, Cetearyl Alcohol, Stearyl Alcohol, Lauryl Alcohol, Myristyl Alcohol, Palmitoleyl Alcohol, Oleyl Alcohol, Arachidyl Alcohol, Lanolin Alcohol, C 14-22 Alcohols
Schlechte Alkohole:
Alcohol Denat., Alcohol, Ethanol, Ethyl Alcohol, SD Alcohol, Methanol, Propyl Alcohol, Propanol, Isopropanol, Isopropyl Alcohol, Benzyl Alcohol, Phenethyl Alcohol
Was macht ’schlechter‘ Alkohol mit der Haut?
Der bekannteste Vertreter der Alkohole ist das, was wir Ethylalkohol oder Weingeist nennen. Man möchte ihn eigentlich reinen Alkohol nennen, doch das ist chemisch nicht korrekt. Wir nennen ihn ’schlechten‘ Alkohol und nehmen ihn ganz genau unter die Lupe.
Allerdings hat nicht nur Ethylakohol eine hautschädigende Wirkung. Die folgenden Probleme gelten für alle ’schlechten‘ Alkohole. Es empfiehlt sich, alkoholfreie Kosmetik zu verwenden – bzw. Kosmetik ohne reizenden Alkohol.
Alkohol schädigt die Hautbarriere
Alkohol schädigt die Hautbarriere und wirkt austrocknend. So werden Entzündungen und Infektionen begünstigt. Eine starke Hautbarriere sorgt für Schutz und hält unsere Haut gut durchfeuchtet. So altert sie weniger schnell und Falten entstehen langsamer. Deshalb sollten wir versuchen, unsere
Hautbarriere durch hautidentische Kosmetik zu stärken
. Alkohol wirkt kontraproduktiv.
Ist Alkohol zu hoch dosiert, kann die Haut trocken und gereizt aussehen.
Alkohol und freie Radikale
Alkohol trägt zur vermehrten Produktion freier Radikale bei. Diese instabilen Moleküle schädigen unsere Haut und unser
Kollagengerüst, das für straffe Haut verantwortlich ist
. Im schlimmsten Fall führt Alkohol dazu, dass der programmierte Zelltod (Apoptose) eingeleitet wird. So gehen gesunde Zellen zugrunde.
Alkohol und Hauterkrankungen
Alkohol verschlimmert viele Hauterkrankungen, von Neurodermitis bis zu Akne. Auch können Formulierungen, die Alkohol enthalten, eine Dermatitis begünstigen. Das ist eine entzündliche Reaktion der Haut. Deswegen sollte Alkohol gerade von Menschen mit Hautproblemen gemieden werden.
Alkohol wirkt reizend
Produkte mit hoher Alkohol-Konzentration können die Haut auf lange Sicht austrocknen und irritieren. Umso mehr Vorsicht ist bei der Augenpartie geboten. Dort raten wir, aufgrund der besonders dünnen Haut, generell auf Alkohol komplett zu verzichten.
Was eine gute Augenpflege ausmacht, erfahren Sie in diesem Artikel
.
Alkohol und Allergien auf der Haut
Gute Nachrichten gibt es in puncto Allergien. Allergien auf Alkohol sind extrem selten. Deshalb wird Alkohol von der Kosmetikindustrie auch so gerne verwendet. Was Allergien angeht, sind eher die Duftstoffe problematisch.
Alkohol begünstigt unsere Hautalterung
Alle diese schädlichen Auswirkungen von Alkohol führen zu frühzeitiger Hautalterung. In der Anti-Aging-Hautpflege hat Alkohol folglich nichts zu suchen.
In diesem Artikel erfahren Sie, welche Anti-Aging-Wirkstoffe Ihrer Haut dabei helfen, lange gesund und schön zu bleiben
.
Hautalterung durch Alkohol und freie Radikale
Haben Sie schon von freien Radikalen gehört? Diese Moleküle sind die Hauptverantwortlichen für unsere Hautalterung. Viele Vitamine sind deshalb so gesund, weil sie freie Radikale neutralisieren.
Substanzen mit dieser Fähigkeit nennt man
Antioxidantien
. Alkohol verringert die positive Wirkung der Antioxidantien. Deshalb enthält jede gute Pflege zwar Antioxidantien, aber keinen Alkohol.
Welche Antioxidantien sind besonders wirksam?
Vitamin C ist ein wirkungsvoller Radikalfänger
mit bewiesener Wirkung.
Vitamin A gilt als klassisches Anti-Aging-Vitamin
. Es gibt aber auch pflanzliche Antioxidantien:
Resveratrol ist der Stoff, der Weintrauben so gesund macht
.
Astaxanthin gilt als das wirkungsvollste Antioxidans der Welt
. Deswegen haben wir all diese wirkstarken Substanzen in unsere Produkte integriert
Ab welcher Konzentration ist Alkohol schädlich?
Wie fast überall gilt auch bei Alkohol: Die Dosis macht das Gift. Alkohol ist besorgniserregend, wenn er auf der INCI-Liste unter den
ersten fünf Inhaltsstoffen
steht. Dies ist natürlich nur eine Faustregel. Es kommt immer auf die gesamte Formulierung an.
Faustregel: ‚Alcohol‘ sollte nicht unter den ersten 5 Inhaltsstoffen zu finden sein.
Steht der Alkohol sehr weit vorne auf der Liste, ist der Alkoholgehalt im Produkt zu hoch. Taucht er dagegen als einer der letzten Inhaltsstoffe auf, ist nicht unbedingt von einer hautschädigenden Wirkung auszugehen.
Einen kleinen Sonderfall bildet der
denaturierte Alkohol
(INCI: Alcohol Denat.)
. Hierbei handelt es sich um vergällten Alkohol. Dieser Alkohol wurde ungenießbar gemacht, damit keine Alkoholsteuer auf ihn bezahlt werden muss. Leider sind Vergällungsmittel nicht gut für unsere Hautgesundheit. Sie sorgen häufig für Allergien und Reizungen. Wir raten von der Verwendung von
Alcohol Denat.
grundsätzlich ab.
Achtung: Alkohol in Sonnencremes
Da sich Alkohol sehr leicht auf der Haut anfühlt, wird er gerne in Sonnenschutzmitteln verwendet. Häufig in sehr hohen Konzentrationen. Dabei ist Alkohol in der Sonne besonders schädlich. Er stresst die Haut neben den UV-Strahlen zusätzlich. Vermeiden Sie deshalb Alcohol Denat. und Alcohol auf der Inhaltsstoffliste.
Hier erfahren Sie, worauf Sie bei guten Sonnencremes noch achten sollten
.
Warum wird schlechter Alkohol in Cremes benutzt?
Alkohol ist leicht und mattierend
Durch Alkohol können Produkte federleicht und schwerelos auf der Haut werden. Zudem kann Alkohol mattieren bzw. die Haut sofort „entölen“.
Aus unserer oberen Hautschicht, dem Stratum Corneum, löst Alkohol das schützende Fett. Alkohol wirkt also ähnlich wie Tenside. Diese Stoffgruppe ist mit dem Alkohol verwandt. Tenside sorgen in Reinigungsprodukten und Shampoos für die Fettlösekraft.
Für Menschen mit fettiger Haut klingt das erstmal sehr verlockend. Aber Vorsicht! Es ist nicht alles Gold, was glänzt oder eben nicht glänzt. Unsere Haut fettet innerhalb kurzer Zeit noch stärker nach. Langfristig verschlimmert sich das Hautproblem durch den Alkohol. Deshalb ist Alkohol bei Akne kontraindiziert und nicht empfohlen.
Alkohol als Lösungs- und Konservierungsmittel
Alkohol kann sich sowohl mit Wasser als auch mit Fett mischen. Dadurch kann Alkohol Wirkstoffe lösen und zu einer gleichmäßigen Verteilung in der kosmetischen Formulierung beitragen.
Doch nicht nur das: Alkohol verhindert zusätzlich das Wachstum von Keimen und Bakterien in kosmetischen Produkten. Er eignet sich daher als Konservierungsmittel.
Alkohol verbessert die Aufnahmefähigkeit der Haut
Darüber hinaus wird Alkohol gerne als ‚
Penetration Enhancer‘
benutzt. Er verbessert die Aufnahmefähigkeit der Haut. Wirkstoffe, wie z. B. Vitamin C, können dank des Alkohols viel besser in die tieferen Hautschichten befördert werden.
Bio-Alkohol für Naturkosmetik
Gerne wird Alkohol in Naturkosmetik verwendet. Alkohol lässt sich nämlich einfach in Bio-Qualität beziehen. Bis vor einiger Zeit gab es auch kaum Alternativen für Naturkosmetik. Mittlerweile hat sich das geändert. Eine verträgliche Alternative sind die Diole, die wir im folgenden Absatz etwas näher vorstellen.
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Verträgliche Alternative zu Alkohol: die Diole
Zum Glück gibt es eine verträgliche Alternative zu schädlichem Alkohol: die
Diole
(Pentylene Glycol, Propylene Glycol, Propanediol oder Butylene Glycol). Sie haben ähnliche Funktionen, wie der Alkohol.
Diole haben einen entscheidenden Vorteil. Auch in höheren Konzentrationen sind sie äußerst verträglich. Sie trocknen unsere Haut nicht aus, sondern wirken feuchtigkeitsspendend.
Ein besonderes Diol, das Pentylene Glycol, wird bei Herstellern hochwertiger und reizarmer Kosmetik immer beliebter. Mittlerweile gibt es auch Pentylene Glycol, das für Naturkosmetik geeignet ist. Folglich braucht auch Bio-Kosmetik keinen Alkohol mehr. Heutzutage gibt es keine Ausreden dafür, schädlichen Alkohol in Kosmetika zu benutzen.
Pentylene Glycol
verwenden wir übrigens auch in unserer Hautcreme+
.
Als verträgliches Konservierungsmittel und ‚Penetration Enhancer‘.
Fettalkohol: der ‚gute‘ Alkohol in Kosmetik
Zur Gruppe der ‚guten‘ Alkohole gehören die sogenannten
Fettalkohole
und
Wachsalkohole
. Dabei handelt es sich um Alkohole mit langen Molekülen. Typische Vertreter in Kosmetik sind Cetyl-, Cetearyl- und Stearylalkohol.
Fettalkohole trocknen die Haut nicht aus und irritieren sie nicht. Ganz im Gegenteil: Sie unterstützen die Hautbarriere und helfen dabei, Feuchtigkeit zu speichern. Fettalkohole fungieren deshalb oft als Cremegrundlage.
Fazit
Alkohol ist eine
missverstandene Substanz
. Ethanol macht kosmetische Produkte federleicht, mattiert die Haut und verleiht ein angenehmes Finish. Das passiert aber auf Kosten verstärkter Radikalbildung, Hautaustrocknung und Entzündungen. Hoch dosiert fördert Alkohol die Hautalterung. Heutzutage stellen Diole, wie das
Pentylene Glycol
, eine hautschonende Alternative zu Alkohol in Kosmetika dar.
Fettalkohole
(z.B. Cetyl- und Stearylalkohol) spenden Feuchtigkeit und unterstützen die Hautbarriere, ganz ohne negative Auswirkung. Deswegen fungieren sie oft als Cremebasis.
Bei Beyer & Söhne verwenden wir keine ’schlechten‘ Alkohole. Keines unserer Produkte enthält herkömmlichen Alkohol. Nicht einmal in ganz kleinen Konzentrationen.
Quellen
Sicherheitsbewertung zu Alkohol auf der Haut –
Safety evaluation of topical applications of ethanol on the skin and inside the oral cavity
Studie zu den Fetten in unserer Haut –
Epidermal surface lipids
Studie zu Fettsäuren als ‚Penetration Enhancer‘ –
Status of fatty acids as skin penetration enhancers-a review.